25 Jahre Grünes Lädchen, wie konnte das passieren ?
Ungefähr ab 1976 trafen sich in Berlin regelmäßig junge Leute um zu überlegen wie sie die Welt verbessern könnten. Parteien, Ideologien, Dogmen das war nichts für uns. Bald war klar, dass man am Besten bei sich selbst und den eigenen Lebensumständen anfängt. Die ideale Lösung schien uns das Leben in einer Landkommune . Keine entfremdete Arbeit, keine vorgegebenen Strukturen, keine Hierarchien, alles selbstbestimmt.
Also suchten wir entlang der „ Zonengrenze „ in Westdeutschland einen Bauernhof.
Nach langer… Suche in Nord und Süd fanden wir einen Bauernhof in Machtlos bei Ronshausen. Wir hatten jede Menge zu arbeiten und zu organisieren. Umbauen, Dachdecken, Traktor reparieren, Feld und Garten bestellen, Töpfern, Weben usw. Aber wenn mehrere Leute an einem Strang ziehen, lässt sich fast alles bewältigen.
Wir waren übrigens nicht die einzigen, sondern es gab eine Landkommunenbewegung. Einmal im Monat gab es ein Treffen der Landkommunarden dieser Gegend und da kamen über 100 Leute zusammen. Wenn wir auch mit wenig Geld auskamen, so ging es doch nicht ohne. Produzieren und herstellen konnten wir vieles, das Problem war der Verkauf, daher wollten wir einen Laden eröffnen. Am Markt 15 in Bad Hersfeld fanden wir durch Michael Held einen Ladenraum. Über dem Schaufenster stand in kunstvollem Schriftzug „GRÜNES LÄDCHEN„. Der Name passte zu uns und „DIE GRÜNEN“ als Partei gab es damals auch noch nicht.
Das Warenangebot umfasste selbst getöpferte Tonwaren, selbst geschneiderte Kleidung, Holzspielzeug, Wolle, Tee, politische Literatur zur Frauenbewegung Antiatom, Anarchismus, abgelaugte Möbel und Indienartikel.
Die Bad Hersfelder Jugend nahm uns freudig auf, brachten wir doch neue Ideen von Berlin mit. Die Älteren waren eher skeptisch und viele sind es noch heute Der Traum vom zusammen leben und arbeiten war erreicht, aber dieses Leben ist wie bei einer Ehe nämlich schwierig. Der eine ist zu spartanisch, die andere zu verschwenderisch, die eine arbeitet zu viel, die andere zu wenig, der eine freut sich wenn Geld in die Kasse kommt, die andere findet es unmoralisch usw. Auch denken und fühlen Väter und Mütter anders als diejenigen ohne Kinder.
Es kam zum Bruch. Barbara und Manfred mit Tochter Nora fanden einen kleinen Bauernhof in Rotensee. Sie führten den Laden mit einem befreundeten Paar aus Kirchheim weiter, das bis dahin Lederwaren herstellte. Der Rest der Landkommune eröffnete in der oberen Frauenstraße einen Naturkostladen. Leider reichten die Einnahmen aus dem Grünen Lädchen nicht um auf Dauer zwei Familien zu ernähren, so dass nach wenigen Jahren die Kirchheimer ausschieden und einen Verlag gründeten mit dem sie Erfolg hatten. Wir waren in der Zwischenzeit mit dem Laden in den Hanfsack 5 umgezogen weil das Haus am Markt 13 baufällig war. Seither führen wir Barbara Dibowski und Manfred Mayer das Grüne Lädchen alleine . Wir haben mittlerweile 4 Kinder und halten auf unserem Hof Schafe und Hühner, außerdem hat Barbara die orientalische Tanzgruppe Balady aufgebaut.